ÜBER DEN CHARAKTER

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DIE STORYLINE

Finanziell gesehen hatte Reyna Calderon nicht den allerbesten Start ins Leben, als das dunkelhaarige Mädchen an einem kühlen Märzmorgen des Jahres 1996 in Tampa in dritter Generation mexikanischer Einwanderer zur Welt kam. Hineingeboren in ärmliche Verhältnisse, lernte sie von klein auf, was Verzicht bedeutete; auf materielle Dinge und leider ebenso auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Mutter bezogen. Valeria hatte oft drei Jobs gleichzeitig, um die kleine Familie über Wasser zu halten und selbst das reichte manchmal nicht ganz aus. Trotz aller finanziellen Engpässen verlebte das jüngste Mitglied der Familie eine glückliche und unbeschwerte Kindheit, tat ihre Mutter doch stets alles dafür, ihre Sorgen und Nöte so gut es ging von ihren Kindern fernzuhalten. Als das Mädchen dann in späteren Jahren die angespannte finanzielle Situation der Familie Calderon ansatzweise begriff, bewunderte sie ihre Mutter dafür, wie gut sie trotz aller Engpässe für ihre Familie sorgte und vor allem ihren beiden Kindern alles ermöglichen wollte, was irgendwie möglich war. Seitdem sie denken konnte, war ihr großer Bruder für sie der Held ihrer Kindheit. Tomás war immer an ihrer Seite, beschützte sie vor den Hänseleien der Nachbarsjungen, wenn diese ihr an den Haaren zogen, als ihre Mutter mal nicht hinsah. Abgesehen von der noch immer mehr als angespannten finanziellen Situation, verlebte Reyna die ersten Jahre ungetrübt und frei von Ängsten. Von ihrer Familie über alles geliebt, entwickelte sie zu einem wahren Sonnenschein, fröhlich und munter. Über ihren leiblichen Vater erfuhren die Geschwister in all den Jahren nicht wirklich viel. Nicht deshalb, weil ihre Mutter nicht über ihn hatte sprechen wollen. Sie wussten seinen Namen und auch, dass er noch immer in Tampa lebte. Aber mit dem Wissen darum, dass John Gallagher ihre Mutter ohne jegliche Vorwarnung mit zwei kleinen Kindern und ohne jegliche finanzielle Unterstützung hatte sitzen lassen, verspürte weder Reyna noch ihr zwei Jahre älterer Bruder sonderlich großes Interesse daran, ihn kennenzulernen.

In der Schule gehörte Reyna nicht zu den beliebtesten Schülern, was sie aber niemals wirklich störte. Sie bewegte sich frei in den Gängen der Schule, frei von Mobbing oder anderen Gemeinheiten, hatte Freunde in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen der High School, sammelte erste sexuelle Erfahrungen und war sowohl sprachlich als auch sportlich aktiv. Valeria versuchte ihren Kindern stets zu vermitteln, dass man mit Geld nicht alles kaufen konnte. Die Geschwister lernten, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Preis und dem Wert einer Sache gab - und mussten schnell feststellen, dass viele ihrer Mitmenschen diesen Grundsatz mit Füßen traten und sich vor allem die gesellschaftliche Oberschicht oft als etwas Besseres ansah und die Personen der unteren Gesellschaftsschichten zum Teil als Menschen zweiter Klasse ansahen. Sie hatte wenige, dafür aber loyale Freunde, denen sie vollends vertrauen konnte. Vor allem in der gleichaltrigen Leanne Dunham fand sie eine echte und treue Freundin, mit der sie durch dick und dünn ging. Leanne hatte keine leichte Kindheit hinter sich und es gab immer wieder Momente, in denen deutlich wurde, dass sie trotz ihrer Fröhlichkeit noch immer sehr labil war. Keiner konnte im Nachhinein sagen, wie es dazu kam oder wann genau es passierte. Aber im Laufe der Zeit wurde Reyna zur einzigen Person neben ihrer Schwester, der sich das junge Mädchen zumindest ansatzweise anzuvertrauen schien. Aber es waren keinesfalls Gründe wie Mitleid oder ein viel zu stark ausgeprägtes Helfersyndrom, welches die jüngste der Calderon-Geschwister dazu brachte, ein starkes und untrennbares Band der Freundschaft zu Leanne aufzubauen. Die beiden Mädchen waren von Anfang an auf derselben Wellenlänge; liebten die einen Dinge ebenso so sehr wie sie andere hassten.
Reyna engagierte sich für soziale Zwecke und organisierte jedes Jahr erfolgreich die Wohltätigkeitsveranstaltung ihrer Schule. Die junge Frau machte sich schon immer lieber ein eigenes Bild ihrer Mitmenschen, anstatt auf die Meinung anderer zu hören. Sie hatte ihren eigenen Kopf und gab wenig auf das Geschwätz ihrer Umgebung oder irgendwelche Gerüchte und anderen Gossip. Für die Brünette war nur wichtig, wie sich diese Person in ihrer Gegenwart verhielt und sich ihr gegenüber gab.

Es war in der Mitte ihres Sophomore Jahres, als ihr Bruder Tomás seiner Familie seine Entscheidung mitteilte, dass er sich für die US Army verpflichtet hatte und nach seinem Abschluss in wenigen Monaten seinen Dienst antreten würde. Bereits in frühester Jugend war Tomás stets für seinen Mut, seine Umsichtigkeit sowie Entschlossenheit bekannt gewesen. Was ihn jedoch schon immer am meisten ausgezeichnet hatte, war seine Loyalität, sein Pflichtbewusstsein, seine Opferbereitschaft und sein unumstößlicher Gerechtigkeitssinn. Daher überraschte es Reyna nicht wirklich, dass er sein Leben in den Dienst anderer stellte. Aber dennoch war es ein Schock, erschienen doch sofort Bilder von Krieg, Gewalt, Tod und Leid vor ihrem inneren Auge, als ihr Gehirn anfing, seine Worte allmählich zu begreifen. Und auch wenn sie es nicht wollte, konnte die Schülerin nicht verhindern, dass Tränen in ihre Augen traten, als sie ihrem Bruder um den Hals fiel und ihn in ihrer Verzweiflung über seine Entscheidung anflehte, es nicht zu tun. Tomás hatte ihr sanft über die Tränen überströmten Wangen gewischt und ihr gesagt, dass er ihre Sorge verstehen konnte und er sie und ihre Mutter nicht gerne zurückließ. Aber er hatte diese Entscheidung nicht aus einer Laune heraus getroffen, sondern schon sehr lange darüber nachgedacht. Für ihn war es das Richtige und er hoffte, dass sie irgendwann verstehen würde, warum er es getan hatte. Reyna verstand allmählich, was ihn antrieb und trotz aller Sorgen und Ängste, die heimsuchten, überwog dennoch der Stolz auf ihren Bruder. Ihre Mutter jedoch hatte erheblich mit der Entscheidung ihres Sohnes zu kämpfen. Die Sorge um ihn raubte Valeria Calderon in den folgenden Monaten den Schlaf und lediglich starke Beruhigungsmittel ließen sie etwas zur Ruhe kommen, damit sie ihrer Arbeit nachgehen und für ihre Tochter da sein konnte. Die Brünette bemerkte natürlich die Veränderungen im Wesen ihrer Mutter und versuchte alles, um ihr keine weiteren Sorgen oder Probleme zu bereiten. Aber je näher Tomás’ erster Fronteinsatz rückte, desto unruhiger und verzweifelter wurde Valeria. Es machte ihr Angst, dass sich ihre Mutter plötzlich so verändert hatte. Sie spürte, dass diese unter der Situation litt und an dieser zu zerbrechen drohte. Und auch wenn sich ihre Mutter über alle Maße bemühte, ihre Tochter gegenüber so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten und sich ihre Verzweiflung nicht allzu stark anmerken zu lassen, wirkte sich ihre innere Unruhe im Laufe der folgenden Wochen zusehends auf Reyna aus.

one moment in time: Sie hatte versucht, stark zu sein. Für Tomás, aber noch mehr für ihre Mutter, von der sie wusste, dass sie schwer mit seiner Entscheidung zu kämpfen hatte. Sie war stolz auf ihren Sohn und darauf, dass er sein Leben ganz dem Schutz Schwächerer, der Verteidigung seines Vaterlandes sowie den Werten zu verschreiben, für die die USA standen: Freiheit, Gleichheit und die persönliche Würde des Einzelnen verschrieben hatte. Aber die Sorge und Angst um ihn überwog alles und Reyna hatte in den letzten Tagen oft mitanhören müssen, wie sich ihre Mutter in den Schlaf geweint hatte. Die Brünette machte sich nicht weniger Sorgen um ihren Bruder, aber sie versuchte mit allen Mitteln, sich diese Ängste nicht anmerken zu lassen, vor allem ihrer Mutter gegenüber nicht. Sie musste für sie stark sein und zumindest versuchen, ihr etwas von der tonnenschweren Last zu nehmen, die auf ihrer Seele lastete und die mit jedem Monat schwerer werden würde, die Tomás im Dienst für sein Vaterland sein Leben riskierte. Und nun war der Moment gekommen, Abschied zu nehmen. Nicht wissend, ob sie ihren geliebten Bruder jemals wiedersehen würde. In wenigen Stunden würde er im Flugzeug sitzen. Das Ziel Afghanistan. Am liebsten hätte sie sich ihm schluchzend in die Arme geworfen und ihn angefleht, es nicht zu tun. Genauso wie für knapp zwei Jahren, als er seinen Dienst angetreten hatte. Aber damals war es etwas anderes gewesen. Da stand Tomás kurz vor der Ausbildung, die hart, aber in der sicheren Umgebung des Stützpunktes auf amerikanischem Boden stattfand. Hier und heute gab es kein Sicherheitsnetz, keine Absicherung oder zweiten Versuch. Jeder Schritt konnte der letzte sein. Der Gedanke daran, ihren Bruder zu verlieren, zerriss ihr beinahe das Herz und alles in ihr schrie danach, ihrer Verzweiflung und ihren Ängsten nachzugeben und durch ihre Tränen ein Ventil zu geben. Aber Reyna blieb stark und schaffte es sogar, ein Lächeln über ihre Züge huschen zu lassen, als sie ihn ein letztes Mal umarmte und die Worte “Und wehe du kommst nicht zurück zu mir…” in sein Ohr flüsterte, bevor Tomás in den Bus stieg und einer ungewissen Zukunft entgegenfuhr. Als sich dann ihre Mutter schluchzend in ihre Arme warf, verließen auch die junge Frau allmählich die Kräfte und ihr liefen heiße Tränen der Verzweiflung über die Wangen.

Einige Monate, nachdem ihr Bruder nach Afghanistan aufgebrochen war, machte Reyna einen recht ordentlichen High School Abschluss. Sie war intelligent und hatte schon immer eine schnelle Auffassungsgabe gehabt, sodass ein College der wohl nahegelegenste nächste Schritt für die Brünette gewesen wäre. So zumindest in einer perfekten Welt, in der es nicht wichtig war, woher jemand stammte oder wie viel Geld jemandem zur Verfügung stand. Aber die Realität sah nunmal anders aus und trotz aller guten Worte ihrer Lehrer, versuchte sie noch nicht einmal, sich an einem College zu bewerben. Nicht, weil sie nicht gerne diese Erfahrung gemacht und ihren Horizont erweitert hätte. Aber unabhängig der finanziell noch immer mehr als angespannten Situation der Familie, konnte sie auch ihre Mutter nicht alleine lassen, die in den vergangenen zwei Jahren mit jedem Monat verzweifelter und depressiver wurde, je länger ihr Bruder im regelmäßigen Fronteinsatz in den verschiedensten Krisenherden der Welt sein Leben riskierte.
Die Brünette hatte in den nächsten sechs Jahren zahlreiche Aushilfsjobs. Kellnerin in Cafés, Restaurants, Bars und Clubs, Kassierin im Supermarkt, Reinigungskraft in diversen Unternehmen und Kultureinrichtungen. Alles keine glanzvollen Beschäftigungen, aber ohne Ausbildung musste sie nehmen, was sie bekam. Reyna arbeitete hart und war sich dabei nicht zu schade, sich auch mal die Finger schmutzig zu machen. Ihr Privatleben verlief in dieser Zeit in mehr oder weniger geregelten Bahnen. Zumindest, wenn man keinen allzu genaueren Blick hinter die Fassade riskierte. Sie führte einige Beziehungen, zog aber immer wieder an jenem Punkt die Reißleine, als die Verbindung Gefahr lief, ernst zu werden und drohte, echte emotionale Nähe entstehen zu lassen. Reyna konnte und wollte keine weitere Person so nah an sich heranlassen. Die Liebe zu ihrer Mutter und ihrem Bruder sowie die damit verbundene Besorgnis und immer größer werdende Verzweiflung hatte sie emotional verschlossen und schweigsamer gemacht. Sie behielt ihre Gedanken und Gefühle meistens für sich und versuchte, ihrer Umgebung gegenüber den Anschein zu erwecken, dass alles in Ordnung war und es ihr gut ging. Vor allem ihrer Mutter gegenüber versuchte sie mit aller Kraft die Fassade einer glücklichen und hoffnungsvollen jungen Frau aufrechtzuerhalten, auch wenn sie dafür immer öfter zu Beruhigungsmitteln oder einem Glas Wein greifen musste. Es war nicht immer einfach, aber Reyna hatte sich mit ihrem Schicksal arrangiert und versuchte, von einem Tag auf den anderen zu leben und nicht an die Zukunft zu denken.
2018 ergatterte sie eher zufällig einen Job als Reinigungskraft in einem Theater, wo sie im Grunde als Mädchen für alles arbeitete. Aber das störte sie nicht, im Gegenteil. Die junge Frau konnte sich seit vielen Jahren das erste Mal wieder richtig für etwas begeistern und empfand die spannende Welt des Theaters als aufregend und abenteuerlich, sowohl vor als auch hinter dem Vorhang. Hier fand sie neue Freunde und Menschen, denen sie sich nach wenigen Wochen bereits nahe fühlte und denen sie vertrauen konnte. Allem voran die Arbeit der Visagisten und Maskenbildnern hatte es ihr von der ersten Minute an sehr angetan und sie nutzte jede Gelegenheit, ihnen über die Schulter zu schauen und mitzuerleben, wie ein Mensch in eine andere Rolle schlüpfte und zu jemand anderen wurde. Etwas, was Reyna auch manchmal gerne getan hätte; sich hinter einer Maske verstecken und jemand anderes sein.

Dank der erfreulichen und vielversprechenden Entwicklungen der letzten zwei Jahre hatte es den Anschein, als ob Reyna endlich ihren Platz im Leben und in der Welt gefunden hätte. Nicht nur die Arbeit im Theater machte ihr sehr viel Spaß. Nein, auch privat schien die Brünette endlich vergönnt zu sein, zur Ruhe zu kommen. Eric Delaney war ein Jahr älter als sie und vor ungefähr fünf Jahren nach Tampa gezogen, wo er als Rettungssanitäter arbeitete. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Allerdings zunächst nicht zwischen Reyna und Eric, sondern zwischen ihr und Linus, dem fünfjährigen Golden Retriever, den Eric aus dem Tierheim geholt hatte. Der braunhaarige Mischling war von seinen vorherigen Besitzern misshandelt und gequält worden, sodass er nur noch auf drei Beinen durch die Welt gehen konnte und es Eric einiges an Zeit, Geduld und Liebe gekostet hatte, sein Vertrauen zu gewinnen. Etwas, was sofort ihr Herz erwärmt hatte und es um sie geschehen war. Das Paar ergänzte sich nahezu perfekt, waren sie doch in vielen Dingen einer Meinung.
Was also musste passieren, dass ein einziger Tag das Leben aller Beteiligten auf den Kopf stellte, an dessen Ende nichts mehr so sein sollte, wie es war? Eine Frage, deren Antwort so einfach wie tragisch war, machte sie doch mehr als deutlich, wie perfide das Schicksal und das Leben im Allgemeinen doch seine Strippen ziehen konnte. Ein Tag, der Reyna noch lange verfolgen und auf ewig in ihrem Kopf verankert sein würde. Hatte dies doch den Grundstock für all die Entscheidungen und Vorkommnisse geebnet, die die folgenden Jahre und ihr Leben erheblich beeinflussen sollten. Negativ wie positiv.
Als sie irgendwann verdächtige Schürfwunden und Striemen auf den Armen von Leanne bemerkte, als sie diese bitterlich weinend auf dem Badezimmerboden vorfand, schrillten jegliche Alarmglocken in ihrem Kopf und der Brünette war klar, dass sie etwas unternehmen musste. Und zwar dringend. Aber da die Blondine nicht mit der Wahrheit herausrücken wollte, rief sie Leannes ältere Schwester Elaine an und erzählte ihr von den beängstigenden Veränderungen ihrer Schwester und bat sie, Leanne zumindest für eine gewisse Zeit wieder nach Hause zu holen, damit sie sich etwas erholen konnte. Es war wie ein wahrgewordener Alptraum, als einige Wochen später Elaine bei ihr anrief und ihr sagte, dass ihre Schwester versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Wie groß der psychische Druck und die emotionale Belastung tatsächlich gewesen sein mussten, die auf ihrer Seele lasteten, schien niemand bemerkt zu haben. Ob nun absichtlich oder unbemerkt, spielte keinerlei Rolle mehr, hatte Leanne doch irgendwann all die Last nicht mehr ausgehalten und den einzigen Weg im Suizid gesehen, um ihrem Elend zu entkommen. Zum Glück hatte ihre Schwester sie rechtzeitig gefunden und einen Notarzt alarmiert. Kurz darauf verließ Leanne Tampa, um Florida eine Therapie und auch ein neues Leben zu beginnen. Ein Leben ohne Reyna. Etwas, was die Brünette unsagbar traurig machte, vermisste sie ihre beste Freundin doch sehr. Aber sie wusste, dass es das Beste für sie war. Die Erinnerungen waren allgegenwärtig und würden verhindern, dass die Blondine jemals darüber hinwegkommen würde.

Reyna wusste, dass es für ihre beste Freundin der einzige Weg war, wieder zurück ins Leben zu finden, wenn sie alles hinter sich ließ. Aber dennoch fühlte sie sich im Laufe der nächsten Monate immer verlorener und einsamer, gab es doch niemanden mehr in ihrem Leben, dem sie ihre Sorgen und Ängste anvertrauen konnte. Ihre Mutter lebte inzwischen in einem ständigen Alptraum, gefangen von ihrer Verzweiflung und der unbändigen Sorge um ihren Sohn. Die Brünette wollte ihr nicht noch mehr Kummer bereiten. Sie blieb daher stumm und versuchte, ihrer Mutter gegenüber eine ausgeglichene Fassade aufrechtzuerhalten und Valeria Calderon vor allem Leid zu bewahren, fürchtete sie doch, dass sie sich etwas antun könnte, ebenso wie es Leanne getan hatte. Aber dieser immense Druck, der seit dem Weggang ihrer besten Freundin auf ihrer Seele lastete, wuchs mit jedem Tag, an dem sie alleine mit all den emotionalen Belastungen fertig werden musste. Ihr Freund Eric hatte in dieser schweren Zeit stets versucht, für sie da zu sein und sie spüren zu lassen, dass sie ihm ihre Sorgen anvertrauen konnte. Aber sie vergrub sich immer tiefer in ihr Schneckenhaus und ließ ihn emotional nicht wirklich an sich heran. Nicht, weil sie ihm absichtlich wehtun oder vor den Kopf stoßen wollte. Nein. Reynas Gefühle für den Rettungssanitäter waren noch immer stark, sodass sie ihn nicht in ihre Probleme und seelischen Abgründe ziehen wollte. Daher sah sie den einzigen Weg darin, ihn von sich wegzustoßen, sodass dieser nach weiteren sechs Wochen endgültig den Kampf aufgab und sich von ihr trennte. Es war für sie unsagbar schwer und schmerzhaft, aber sie wusste, dass es in Erics Sinne das Beste war, wenn er sie hasste. Reyna wurde nachts immer öfter von Alpträumen und Angstzuständen heimgesucht, die auch mit Schlafmitteln nur schwer auszumerzen waren. So konnte es nicht weitergehen. Aber allein mit ihren Sorgen wusste sie nicht, wie sie damit umgehen und diesem Teufelskreis entfliehen konnte. Natürlich wäre es am besten gewesen, wenn sich die junge Frau an jemanden gewandt hätte, um über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Jahre später und retrospektiv betrachtet war diese Einschätzung leicht zu treffen. Aber für die Brünette drohte zu diesem Zeitpunkt alles über ihr zusammenzubrechen und ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen. Sie stand kurz vor einem emotionalen Zusammenbruch. Das war jedoch etwas, was sie mit aller Macht verhindern musste, um ihre Mutter nicht noch stärker zu belasten. [tbc]

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Eilmeldung
Drei bewaffnete Straftäter afroamerikanischer Abstammung stürmten das Haus von der Familie Hawkins. Die Männer erschossen die 40-jährige Tamika Hawkins, den 45-jährigen Runako Hawkins und dessen ältesten Sohn den 17-jährigen Jayden Hawkins. Brendon Hawkins (14) schwebt aktuell noch durch schwere Verletzungen im Brustkorb in akuter Lebensgefahr. Die Töchter Cairo (7) und Lake (5) gelten als vermisst.

Eilmeldung
Der 14-jährige Brendon Hawkins erlag seinen schwerwiegenden Verletzungen. Die Mädchen konnten gefunden werden. Wie sich herausstellte, versteckten sie sich zum Zeitpunkt der Tat im beiliegenden Schuppen des Familienhauses. Die Täter sind noch immer auf freiem Fuß, die Polizei bittet um Mithilfe. Es ist anzunehmen, dass das Tatmotiv aus Konkurrenz im Drogenhandel stattfand. Die Mädchen wurden von der Polizei in obhut genommen und werden in einem naheliegenden Krankenhaus in Unterstützung eines Psychologen untersucht und versorgt.

Schreiend lag Tamika Hawkins im gemeinsamen Familienbett und krampfte sämtliche Gliedmaßen zusammen. Die Jungs standen an der Türe und unterhielten sich, liefen auf und ab, während ihr Vater sie immer wieder weg scheuchte. Als das Weinen des Säuglings durch das Haus hallte, kam Erleichterung über die Gesichter der Kinder. Sie durften eine kleine Schwester begrüßen. Cairo Hawkins. Cairo war ein sehr aufgewecktes, fröhliches und liebevolles Kind. Sie brachte Sonnenschein in die ganze Familie und behütete ihre kleine Schwester, die nur zwei Jahre nach ihr geboren wurde. Obwohl ihre Brüder um einiges älter waren, klebte sie ihnen wie ein alter Kaugummi an der Schuhsohle. Von dem Drogenhandel in ihrer Familie bekam sie durch das ein- und ausgehen fremder Männer mit, auch wenn sie nicht verstand, was das zu bedeuten hatte. Ihre Mama legte Wert auf Zusammenhalt und familiären Unternehmungen. Jeder Spaziergang und jeder kleine Ausflug, war etwas Besonderes für die Kinder. Trotz kleiner Streitigkeiten, versuchte Cairo das Beste aus jeder Situation zu machen. Das gemeinsame Klavier spielen und singen, das Tanzen und Feiern in der Nachbarschaft waren traumhafte Aktivitäten. Ebenso zeigte sich Cairo als überaus wissbegierig und stahl jedes Buch, dass sie nur finden konnte. Dabei lag sie ihren Brüdern stets über die Geschichten in den Ohren. Dabei spielten sie mit ihr Verstecken und rannten einfach los, nur um sie manchmal ein paar Stunden los zu sein. Das endete meist in großem Gemecker von der Mutter. Der Vater des Hauses zog den Jungs die flache Hand über die Köpfe. Keine Seltenheit. Auch wenn Runako Hawkins die strenge Hand im Hause bewies, legte er ein ganz besonderes Augenmerk auf gewisse Gegebenheiten. So lehrte er die Töchter bereits, die Hände in Gegenwart eines Polizisten offenzulegen. Kein Herumfuchteln, auf das Amaturenbrett, hoch, sich den Anweisungen fügen. Cairo fand heraus, dass ihr Vater seinen Bruder verlor. Er wollte einen belanglosen Witz machen, etwas aus dem Handschubfach holen und bei der Kontrolle von der Polizei, wurde er erschossen. Man hatte ihn eine Waffe unterstellt, die es jedoch nie gegeben hatte. Das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt und der Tod von seinem Bruder wurde bedeutungslos. An diesem einen Tag suchten Cairo und Lake ihre Inliner im Schuppen, bis die ersten Schüsse fielen. Sie hatten die Männer im Hause nicht bemerkt, doch Cairo riss Lake augenblicklich in die Ecke des alten Schuppens und verschanzte sich mit ihr in der kleinen Schubkarre. Dort verharrten sie eine ganze, halbe Ewigkeit. In der Vergangenheit hatte Cairo einmal gesehen, wie ein Mann auf offener Straße erschossen wurde. Sie warteten, bis ihr Vater sie abholen würde. Als dann die Polizei vor den Mädchen stand, rissen sie instinktiv ihre Arme hoch. Sie mussten den Polizisten zeigen, dass von ihnen keine Bedrohung ausging. Der Weg führte in ein umliegendes Krankenhaus und einer älteren Dame, die auf die Beiden einredete. Cairo hörte nicht zu, spielte nur an den Ohren eines kleinen Hasenplüschtiers und hoffte bald nach Hause zu kommen. Man versuchte ihnen begreiflich zu machen, dass die Eltern und Brüder tot waren, doch darauf hörte Cairo nicht. Durch ein Idiot bei den Ämtern wurden beide Schwestern in verschiedene Pflegefamilien geschickt. Es gab Getobe, Geschrei und viele Tränen. Sie machte es Aleen und Zander Redd nicht besonders einfach. Sie begann Möbelstücke zu zerstören und gewaltätig gegenüber den anderen Pflegekindern zu reagieren, sodass sie erst einmal gesondert zu den anderen Kindern sein musste. Aleen überlegte, das Mädchen in ein Heim zu geben. Doch als sie erblickte wie die kleine Cairo in das Fell von dem Hund Casper weinte, wurde ihr bewusst, dass sie das ganze Elend schon verstand, nur eben verdrängte. Die Familie musste sich im besonderen Ausmaß mit Cairo auseinandersetzen um die seelischen Wunden zu heilen. Sie bemühten sich um den Kontakt zu ihrer Schwester, was die andere Pflegefamilie jedoch ablehnte. Sie ging regelmäßig zur Therapie und obwohl das sonnige Gemüt nach einigen Jahren zurückkehrte, wussten sie, dass sie trotz allem nicht überm Berg war. In der Schulzeit erzielte sie nicht besonders gute Noten, glänzte mit Abwesenheit und trieb sich viel mit den Jungs herum. Sie hatte nicht immer sexuelle Beziehungen zu ihnen. Im Inneren suchte sie einfach einen kleinen Ersatz für ihre Brüder. Aleen suchte Cairo einen Praktikumsplatz in einem Brautmodenshop. Sie wollte, dass ihre Pflegetochter lernte Verantwortung zu übernehmen. Denn alleine kümmerte sie sich bedauerlicherweise selten um etwas. Zwar strahlte und lächelte sie mit ihrer niedlichen, herzlichen und zugleich frechen Art alles weg, doch das half ihr auch nur bedingt. Die Freundin der Familie Redd war begeistert von Cairo ihrer Arbeit und bot ihr nach der Schule einen Ausbildungsplatz an. Eine Erleichterung für Familie Redd. Sie zeigte wohl besonderes Interesse an Schnitte, Kunden und das modische Erscheinungsbild. Mit vielen Tränen und Schweißausbrüchen erlangte sie ihren Abschluss. Sie liebte ihre Arbeit und steckte all ihre Liebe dort hinein. Sie begann zu reisen und das Leben zu genießen. Auch wenn die Suche nach ihrer Schwester sie nicht ganz losließ...

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Der 22. August 1988 hielt für die Familie Lexington eine Überraschung bereit. Stella Lexington hatte italienische Wurzeln, die an diesem Tage für einige Flüche und Beschimpfungen sorgten. Wenn man allerdings bedenkt, dass die junge Frau seit knapp 23 Stunden in den Wehen lag, war es kein Wunder. Und dann war es endlich so weit, Stella wurde erlöst und das Wunschkind, ein kleiner Junge, erblickte das Licht der Welt. John, Stellas Ehemann, könnte nicht stolzer sein und wurde von der Krankenschwester zur Seite gezogen, um die Nabelschnur durchzuschneiden. Doch dann rief die Hebamme, dass das noch nicht alles war. Stella blickte die Hebamme völlig fassungslos an, als mit der nächsten Wehe, 5 Minuten nach ihrem Bruder, ein kleines Mädchen ebenfalls das Licht der Welt erblickte. Sie war kleiner und zierlicher als ihr Bruder und konnte sich so immer gut verstecken. Anstatt mit einem Wunschkind nach Hause zu gehen, verliess die junge Familie eine Woche nach der Geburt nun das Krankenhaus in Nashville nun zu viert. John hatte in den nächsten Tagen wirklich viel zu tun, denn auch wenn die Zwillinge sich anfangs ein Zimmer teilten, so wollte er für Jamie, so der Name der kleinen Prinzessin, ein eigenes Mädchenzimmer. So hatte sie ihren Dad schon im Griff, bevor sie es wirklich wissentlich beeinflussen konnte. Sie war ein lautes Baby, wusste, wie sie sich Gehört verschaffte. Jean Callen, der Erstgeborene Zwilling hingegen, war schon als Baby ruhig und entspannt. Von Anfang an wurde er nur J.C. gerufen und hörte daher auch nie, wenn man ihn mit vollem Namen ansprach. Außer wenn seine Mom ihn so rief. Das bedeutete, dass er irgendwas ausgefressen hatte und da hörte man besser gleich beim ersten Ruf. Doch J.C. war pflegeleicht. Er war in der Kita beliebt, da er sich mit jedem Kind gut verstand und sich aus Streitereien raushielt. Da er mit seiner Schwester gemeinsam die Kita besuchte, beschäftigten sich die Zwillinge auch oft nur miteinander. Sie standen sich näher als andere Geschwister, bei ihnen konnte man das Zwillingsband ganz deutlich erkennen. Sie entwickelten sogar eine eigene Sprache, was die Erzieher zwar beunruhigte, aber normal unter Zwillingen war. Trotz aller Verbundenheit grenzten sich die Zwillinge nicht ab, so dass die Erzieher sich nicht weiter sorgten. Im Alter von 4 Jahren wurde bei J.C. eine Nussallergie festgestellt, weshalb er von nun an auf seine heißgeliebte Haselnusscreme verzichten musste. Während seine Schwester ihre Umwelt neugierig und mutig entdeckte, war J.C. ein Kind, welches lieber beobachtete und abwartete. Dieses Verhalten zog sich auch durch die Zeit an der Preschool, der Elementary und der Middle School. J.C. war ein ruhiger Schüler mit guten Noten. Er hielt sich aus Streitereien anderer Schüler raus, war hilfsbereit und tolerant. Während die beliebten Schüler gerne mal die Nerds ausgrenzten, hatte J.C. keine Probleme mit ihnen und auch Freund unter ihnen. Allerdings gab es etwas, wo er keinen Spaß verstand. Wenn jemand seine Schwester beleidigte, belästigte oder einfach nur schlecht über sie sprach. Denn die Zwillinge hielten zusammen wie Pech und Schwefel und J.C. beschützte und verteidigte Jamie bis auf´s Blut. Ihr Wohlergehen war für ihn das Wichtigste. Seine zweite Leidenschaft war die Musik. Da sein Vater mehrere Instrumente beherrschte, eine Band hatte und im Label seines eigenen Vaters arbeitete, wurde J.C. diese Leidenschaft in die Wiege gelegt. Mit 6 Jahren lernte er Gitarre spielen, John liess es sich nicht nehmen, seinem Sohn alles beizubringen, was er konnte. Mit 8 kam das Schlagzeug dazu und im Alter von 11 Jahren erlernte er das Klavier spielen. Er war nicht herausragend, aber spielte diese Instrumente mit viel Freude. Nach der Schule verbrachte er viel Zeit mit seinem Vater im Tonstudio. Das Leben war wirklich schön und J.C. ein zufriedener und glücklicher Junge, wenn es da nicht diese Streitereien zwischen den Eltern gab, die immer häufiger wurden. Die Eltern versuchten diese natürlich vor den Kindern zu verbergen, aber es war eine Tatsache, dass diese die lauten Gespräche mitbekamen. Kinder wurden dahingehend oft unterschätzt. J.C. hatte ein ungutes Gefühl, versuchte aber seiner Schwester Mut zu machen, wenn diese ihn mit ihren großen braunen Augen traurig ansah. Dann nahm er sie in den Arm und tröstete sie, sagte, dass sie nicht schuld waren und bald wieder alles gut werden würde. Doch das wurde es nicht. John und Stella beschlossen getrennte Wege zu gehen, Stella wollte ihren Traum vom Journalismus endlich real werden lassen und hatte in Washington die besseren Möglichkeiten dafür. Als ihre Eltern dann die Bombe platzen liessen und den Kindern sagten, dass J.C. bei John in Nashville blieb und Jamie mit Stella nach Washington zog, brach für die Zwillinge eine Welt zusammen. Zwillinge trennen? Das wollte einfach nicht in J.C.´s Kopf. So kam es, dass die Sommerferien mit einem tränenreichen Abschied begannen. Natürlich besuchten sie sich in den Ferien, aber das war nicht das Gleiche. J.C. hatte lange daran zu knabbern und zog sich in diesen Sommerferien komplett zurück. John liess ihn in Ruhe, war ihm sein Sohn doch sehr ähnlich und er wusste, dass es ihm auch so ergehen würde. Dann kam J.C. auf die Highschool. Es war seltsam für ihn, nun ohne seine Schwester zur Schule zu gehen. Anfangs fühlte er sich etwas verloren, unvollständig. Noch immer hatte er daran zu knabbern, nur per SMS oder Telefonaten mit ihr in Verbindung zu stehen. Daran änderten auch die Besuche in den Ferien nichts. Es fühlte sich einfach falsch an. Anfangs war er sehr ruhig und zog sich zurück, denn mit dem Besuch der Highschool kamen neue Klassenkameraden, neue Lehrer und neue Kurse hinzu. Es dauerte etwas, bis der dunkelhaarige Teenie auftaute. Doch seine ruhige angenehme Art machten es ihm leicht, neue Freunde zu finden. Er war beliebt und dadurch, dass er viele Instrumente spielen konnte, wurde er auch schnell Bestandteil einer Schülerband. Allerdings suchten die Bandmitglieder nur noch einen Bassisten. Das war für J.C. kein Problem, er beherrschte den Bass, aber es war keine große Herausforderung. Die Band war gut und J.C. wurde noch beliebter. In seiner Freizeit half er weiterhin oft seinem Dad und lernte so viel über die Arbeit hinter den musikalischen Kulissen. Diese Arbeit machte ihm wirklich Spass und langsam kristallisierte sich der Wunsch heraus, beruflich etwas mit Musik zu machen. Mit 16 hatte er seine erste Freundin, die ihn jedoch sofort gegen den Leadsänger der Schülerband austauschte, als sie die Möglichkeit dazu hatte. Der erste Liebeskummer hielt lange an, denn J.C. war kein Playboy. Er war wirklich verliebt in das Mädchen und so telefonierte er während dieser Zeit lange mit Jamie, die ihn so gut es ging tröstete. Er vertraute seiner Schwester alles an, so wie sie ihm. Als er den Liebeskummer überwunden hatte, konzentrierte er sich wieder auf die Schülerband und die Schule. Eines Tages wurde er gefragt, ob er im Festtagskomitee der Schule mitwirken wolle, sie brauchten noch Unterstützung. So kam es, dass er diverse Bälle, Feste oder Sportveranstaltungen mitorganisierte und das zu seiner Überraschung auch wirklich gern tat. Er organisierte gern und war darin auch sehr gut. So nahm sein Berufswunsch konkrete Formen an. Er wollte im Musikbusiness arbeiten, aber hinter den Kulissen. Als Musikmanager könnte er seine Leidenschaft für Musik und Organisation kombinieren. Nun hatte er ein Ziel, auf das er hinarbeiten konnte, was ihn mit Zufriedenheit erfüllte. Er schloss die Highschool mit guten Noten ab und schrieb sich an der Vanderbilt University Blair School of Music ein und begann sein Studium im Bereich Musikmanagement. Als Jamie ihm mitteilte, dass sie wieder nach Nashville zurückkehren würde und dann auch noch ein Studium im Musikbereich anstrebte, war die Welt für J.C. wieder in Ordnung. Hier zeigte sich auch, dass sie ganz eindeutig Zwillinge waren, denn die Entscheidung, was studiert werden würde, trafen beide unabhängig voneinander. John war unglaublich stolz, dass gleich beide Kinder in seine Fußstapfen treten wollten und J.C. zudem später das Label weiterführen würde. Etwas enttäuscht darüber, dass seine Schwester in einem Wohnheim leben wollte, überwog doch die Freude wieder mit ihr vereint zu sein, auch wenn sie an unterschiedlichen Unis studierten. Jamie wohnte jedoch nur ein Jahr im Wohnheim, danach gründeten sie und J.C. eine WG. Endlich war wieder alles wie früher und J.C. war überglücklich, wieder mit seiner Schwester zusammen zu wohnen. Doch etwas hatte sich verändert. Sie war eine junge Frau geworden, die auch Dates hatte. Klar, dass J.C. ein Auge auf alle Dates hatte. Doch dass er sie mit ihrem besten Freund In flagranti erwischte, traf ihn eiskalt. Natürlich wollte er seine Schwester so nie sehen. Also nahm er sich ihren besten Freund zur Brust und hatte von da an ein noch wacheres Auge auf ihre Dates. Immerhin war er ihr Bruder. Um sich während des Studiums etwas dazu zu verdienen, arbeitete J.C. im Label seines Dads mit und half manchmal aus, wenn eins der Bandmitglieder krank wurde. Auf einem dieser Auftritte lernte er Darcy kennen. Er mochte sie vom ersten Augenblick an und verabredete sich mit ihr. Er befand sich im vorletzten Semester seines Studiums und durfte einen Künstler, der bei John unter Vertrag stand, betreuen. Das war sein erster richtiger Job. Alles lief super für den Halbitaliener und auch seine Beziehung mit Darcy war harmonisch. Für ihn war klar, dass sie die Richtige ist, auch wenn sie die innige Beziehung zu seiner Zwillingsschwester nicht wirklich guthieß. Doch J.C. verschloss in diesem Punkt die Augen. Das Leben der Zwillinge änderte sich erneut, als Jamie einen neuen Studiengang einschlug und Tennessee verließ. Dass sie ihrem Freund folgte, schlug J.C. auf den Magen, denn er hatte einfach kein gutes Gefühl dabei. Es war so spontan und er bezweifelte, dass das die richtige Entscheidung war. Doch er wollte ihr keine Steine in den Weg legen. Er beendete sein Studium sehr erfolgreich und arbeitete für das Label seines Dads. Im Alter von 27 Jahren stellte er Darcy schließlich die allesentscheidende Frage und sie sagte ja. Vielleicht wollte er so die Beziehung retten, denn Darcy hatte über die Jahre eine Eifersucht entwickelt, die sich besonders auf sein Arbeitsleben auswirkte. Sie war auf alles und jeden eifersüchtig. Wenn J.C. eine Künstlerin betreute, dann war sie darauf eifersüchtig. Wenn er Fanpost sichtete, dann war sie auf die Fans eifersüchtig. Wenn eine Tour anstand, dann besuchte sie fast jedes Konzert, um ein Auge auf J.C. haben zu können, obwohl er als Manager nur im Hintergrund agierte. Mit der Hochzeit wollte er ihr zeigen, dass er nur sie liebte und sie zu ihm gehörte. Doch dadurch wurde alles nur noch schlimmer. Die Eifersucht riss nicht ab, sie hatte sogar kleine Kameras in der gemeinsamen Wohnung versteckt, um ihn zu kontrollieren, wenn sie nicht da war. Das setzte allem die Krone auf und J.C. hatte genug. Er reichte die Scheidung ein, denn Darcys Verhalten war nur noch krank. Als die Scheidung endlich durch war, beschloss er Nashville zu verlassen. So richtig kam er hier noch nie raus. Ihn zog es nach Tampa, Florida. Auch hatte sich sein Traum verändert. Er würde seinen Dad weiterhin im Label unterstützen, doch er wollte mehr. Sein eigenes Label. Das gründete er nach seinem Umzug nach Tampa. Lexington Records befand sich noch in den Babyschuhen, als Jamie ihm mitteilte, dass sie und ihr Freund nach Tampa ziehen würden. Glücklich über diese unerwartete Wendung, nahm J.C. auch oft seine Schwester in Beschlag, wenn es um Vertragsrecht ging. Nachdem sie wieder in derselben Stadt lebten, eröffnete er ihr auch, dass er mittlerweile geschieden war. Dass Darcy und Jamie nie das beste Verhältnis hatten, wusste J.C., also konnte er sich denken, dass seine Schwester über diese Entwicklung nicht gerade unglücklich war. Für J.C. lief es gut, doch dann trat das ein, was er schon immer geahnt hatte. Dieser Freund von Jamie liess sie doch tatsächlich vor dem Altar stehen! In J.C. brodelte es und der sonst so ruhige Mann war am Kochen. Wenn ihm dieser Typ noch einmal unter die Augen treten würde, würde er J.C. von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Er war so gut er es konnte für seine Schwester da, die dann auch noch feststellte, dass sie schwanger war. Das Leben der Zwillinge war turbulent, doch er würde weiterhin für seine Schwester und seine Nichte Jordan, die er über alles liebte, da sein. Komme was oder wer da wolle.

ÜBER DIE PERSON BEHIND

GESUCHSERFÜLLUNG

SPEZIAL ZUGEHÖRIGKEIT

ÜBER DEN CHARAKTER

AVATAR

DIE STORYLINE

Lorenzo, von allen jedoch im Grunde genommen nur Enzo genannt. Ein junger Mann der es bisher in seinem Leben doch recht weit gebracht hat. Doch fangen wir von vorne an, denn wer beginnt schon am Ende und nimmt einem so das Ende vorweg?
Vor 26 Jahren hat diese Welt ihn gewollt und geliebt in Empfang genommen. Nicht nur seine Eltern waren froh darüber, dass die Geburt so reibungslos und ohne weitere Komplikationen war, sondern auch all seine älteren Geschwister, wovon er wahrlich genug hatte, freuten sich über den neuen Erdenbrüger.
Wohlbehütet ist er mit drei älteren Geschwistern aufgewachsen, wo es nie langweilig wurde. Irgendeiner der Lewis Sprösslinge hatte immer irgeneinen Unfug im Sinn. Seine Mutter verließ sich auf die älteren Kids, die auf ihre jüngeren Geschwister achteten und ihnen auch später bei den Hausaufhaben halfen. Ihre Zeit, die sie sich so freischaffte, arbeitete sie in ihren eigenen, kleinen Laden, wo auch der Rest, soweit es immer möglich war, mit anpackte und so die Kosten für eine Aushilfe sparten, gerade zu den Zeiten, wo viele Touristen in die Stadt kamen. Die Erziehung des kleinen Enzo`s war ganz in Ordnung, trotz der vielen Hände und Meinungen, die immer wieder reinreden wollten. Wie jeder Junge, trieb er hier und da Schabernak mit den Geschwistern, was ihm aber nicht so krum genommen wurde. In der Pre-School war er aufgeweckt, frech – im gesunden Maße und schloss recht schnell Freundschaften, die sich mit den Jahren jedoch durch umzüge oder andere Interessen, im Sand verliefen. Schon früher als Kind, fand er es immer spannend und eines seiner Highlights, wenn im Fernsehen Football lief und er mit seiner Familie zusammen die Spiele vom Fernseher des heimischen Wohnzimmers aus anschauen konnte.
Die Zeit verging und seine zwei ältesten Geschwister mussten neben der Schule im Laden helfen, verdienten sich anderswo zusätzlich noch etwas Geld dazu. Somit war es Wyatt, der Enzo bei den Hausaufgaben half, auf Spielplätze ging, was mit der Zeit zum Sportplatz wurde und sich dort Bälle zupassten oder ihm sonst wichtige Sachen lehrte, was jedoch immer weniger wurde, je größer, älter und selbstständiger Enzo wurde.
Die Zeit auf der Pre-School, der Elementary und der Middle-School ging wie um Fluge vorbei, wo er im Sport glänzte und es in die Footballmannschaft schaffte. Das war eine Konstante, die ihn unheimlich gut tat und langsam davon zu träumen begann, es später bis in eines der top Teams zu schaffen.
Nach zwei Jahren auf der Highshool, wurden seine Noten durchschnittlich bis schlecht, immerhin hatte er viel um die Ohren, was Training, Partys und Mädchen anbelangte. Und wen wunderte es da, das er zu Hause mit den fallenden Noten Probleme bekam und sogar der Coach ihn leicht unter druck setzte? Noten im Keller, bedeutete für den Sportler, dass er erstmal nicht mehr spielen durfte. Enzo verstand es gerade noch rechtzeitig, um das Ruder wieder rumzureißen, wo er von einer Mitschülerin, auf die er ingeheim stand, Nachhilfe bekam. Er versprach, sich zu bessern und zeigte vor allem zu Hause an manchen Tagen seinen guten Willen, jedoch dort nur zum Schein. In der Schule ging es bergauf, zu Hause steuerte er geradewegs den Eisberg an. Doch Wyatt wusste es besser und durchschaute Enzo, was regelmäßig Stress zuhause einbrachte.
Um Enzo einhalt zu gebieten, sollte und musste er ebenfalls im Laden helfen, alleine schon, da seine zwei ältesten Geschwister ausgezogen waren und ihren eigenen Weg gingen. Wyatt war so gut wie jeden Tag im Familienladen und wurde ziemlich sauer, als Enzo an seinen Tagen einfach nichtzu seiner Schicht erschien. Nachdem Enzo einige male die Eltern um Geld bat, um sich neue Trainingsschuhe kaufen zu können, diese aber nicht bekam, formte sich ein Gedanke, der nicht so wirklich legal war, in seinem Kopf und nahm mit der Zeit mehr und mehr Formen an. Weil das Geld wohl nicht so locker saß, wie behauptet wurde, eskalierte der Streit zwischen den verbliebenden Brüdern, denn Wyatt konnte es nicht nachvollziehen, wieso Enzo so viel brauchte und dann noch ohne Mithilfe im Laden. So unverschämt konnte eben auch nur Enzo sein. Eher durch Zufall fand Enzo heraus, dass seine Eltern es nicht so mit der Wahrheit und dem Geld hatten, denn an einem Tag, an dem er im Familiengeschäft aushielf, stieß er auf die Abrechnungen und konnte so nachvollziehen, wie viel Geld ihnen wirklich zur Verfügung standen. Er war sauer, stinksauer, dass sie behaupteten, es sei anders, wo er es doch schwarz auf weiß vor sich stehen hatte. Das Geschäft schrieb schwarze Zahlen und es ging ihnen wirklich gut. So stöberte er weiter in den Unterlagen des Vaters rum und kam so zu den Code des Safes. Und der Plan in seinem Kopf war gereift und musste nur noch umgesetzt werden. Tag X stand bevor. Den Plan, den er sich in seinem Kopf zurecht gelegt hatte, war gut, und so stahl er sich eines Abends aus seinem Elternhaus, um im Familienunternehmen einzubrechen. Was er nicht einberechnet hatte, weil er es nicht besser wusste, war, das ein Stiller Alarm ausgelöst wurde, trotz, das er den Schlüssel seiner Mutter genommen hatte, um nach Innen zu gelangen. Die Cops rückten an und nahmen ihn umgehend fest, benachrichtigten seine Eltern, die ihn in dieser Nacht in der Zelle haben schmoren lassen. Enz sollte, um das er mal merkt das er sein Leben so auf die schiefe Bahn lenkt, das ganze Prozedere mit machen. Überraschender Weise, zeigten sie ihren Sohn nicht wegen des Einbruchs an, sondern wollten das selbst hinter verschlossenen Türen klären.
Ihn wurde bewusst, dass er unheimliche Scheiße fabriziert hatte und konnte seinen Eltern nicht mehr in die Augen schauen, geschweige denn sich selbst im Spiegel gegenüberblicken, ohne das sein schlechtes gewissen ihn auffraß. Lange haderte er mit sich, ob er diesen Weg gehen sollte, oder nicht. Aber für Enz gab es kaum eine Möglichkeit, weiterhin mit der Schande über sich selbst, in diesem Haus zu wohnen. Zum einen weil er wusste, was er verzapft hatte, zum anderen, weil seine Eltern ihn bei seinem Traum, es in die NFL zu schaffen, einfach nicht unterstützten, geschweige denn an ihn glaubten. Aus diesem Grund suchte er das Gespräch mit seinen Großeltern, bei denen er schon immer ein Stein im Brett hatten und ihn, im Gegensatz zu seinen Eltern, für voll nahmen und sie auch eher diejenigen waren, die bei den Spielen unter den Zuschauern waren.
So konnte er die letzten Jahre in der High School verbringen und genoss die Zeit im neuen zu Hause, dem seine Eltern, überraschenderweise zustimmten.
Zwei Jahre vergingen fast wie im Fluge. Mit seinem 18. Geburtstag führte er seinen Plan, den er sich in der Zeit bei seinen Großeltern gemacht hatte, in die Tat um. In der High School lief es weiterhin hervorragend; die Talentscouts sahen sich seine Spiele an und kamen auf ihn zu; warben ihn für ihre Colleges an und einige waren darunter, die recht vielversprechend klangen. Zum Glück war das eine oder andere College dabei, die Enzo ein Vollstipendium anboten, und genau das, was für ihn der Favorit war, war dabei. Jackpot! Nun konnte er die Zeit, bis zum Abschluss kaum noch abwarten und fieberte tatsächlich dem neuen Lebensabschnitt entgehen. Er packte seine sieben Sachen, verabschiedete sich herzlich von seinen Großeltern, die weiterhin zu ihm standen und ihn alles Glück dieser Welt wünschten, und verschwand in dem Glauben, das seine Eltern eh nicht hinter ihm standen und diese ihn nicht unterstützten, was seinem großen Traum, der nun zum greifen nahe war, anging. Bevor er jedoch nach South Carolina aufbrach, bat er seine Großeltern, seinen Eltern gegenüber Stillschweigen zu bewahren; noch immer war die Schmarch zu groß, um ihn unter die Augen zu treten.

An der Uni angekommen, meldete er sich an, bekam sein Zimmer zugewiesen, wo er seinen Mitbewohner kennen lernte. Man könnte es mit: Freundschaft auf den ersten Blick, bezeichnen, denn so war es. Sie teilten sich nicht nur die gleiche Leidenschaft zum Sport, sondern würden auch die nächsten vier Jahre über den gleichen Tagesablauf haben. Sowas schweißte eben zusammen. Enzo kam an der University of South Carolina vollständig an und entwickelte einen komplett neuen Tagesablauf, den er gemeinsam mit seinem Roommate bestritt. Enzo und Rian hielten wie Pech und Schwefel zusammen, wurden spaßeshalber schon die Seamisischen Zwillinge genannt, da es sie nur im Doppelpack gab. Alleine auf eine der vielen Partys zu gehen, war ein Ding der unmöglichkeit. Nur bei eins hörte die Freunschaft auf – bei den Frauen, denn so innig und tief war die Freunschaft dann doch nicht, als dass sie sich ihre Eroberungen teilen würden.
Enzos Studium lief erstaunlich gut, er kniete sich ebenso rein, wie ins harte Training, das ihre eigene Liga hatte, denn so langsam aber sicher mekte er, dass es besser war, einen Plan B in der Hinterhand zu haben, worauf er im schlimmsten Fall zurück greifen konnte, sollte sein Traum von der NFL nicht möglich sein. Auch hier zogen die Jahre ins Land, wo einige wunderbare und wohl die eine oder andere peinliche Erinnerung an die wunderbare Zeit vom College ihn für immer begleiten würde. Während bei Rian die Zukunft schon rosig und sicher war, schwamm die für Enzo noch in unsicheren Gewässern, aber, kurz bevor die Teams der kommenden Liga feststehen würden, bekam er den alles erlösenden Anruf, dass auch er einen Platz bei den Buccaneers sicher hatte. Buccaneers: das bedeutete, zurück in seine Heimat zu gehen, wo er dem mit gemischten Gefühlen gegenüber stand. Die eine, positive Seite war, dass er seinen Traum leben konnte, endlich genügend Kohle hatte, ohne den Penny zweimal umdrehen zu müssen, ebenso wie das weiter bevorstehende harte Training, um sich seinen Platz im Team endgültig zu sichern, doch da war sein Ehrgeiz komplett gepackt und geweckt, denn das hatte er sich hart erkämpft. Die andere Seite der Medaille war seine Familie. Wie würde er damit umgehen? Würden sie wieder Kontakt zu ihm aufbauen wollen, da er es nun geschafft hatte?
Darum konnte und wollte Enzo sich jedoch nicht den Kopf zerbrechen und sich ablenken lassen, denn die Priorität lag nun auf das Training und seinen Platz im Team zu behalten, wofür er sich den Arsch aufreißen würde. Und zufällig hatte er noch immer seinen Seamisischen Zwilling an der Seite, der mit ihm gemeinsam durch Dick und Dünn gehen wird.
Durch dick und dünn sind sie in den Jahren, die sie mittlerweile für das Team auch spielen, gegangen. Was es genau war, darüber herrscht einvernehmliches schweigen, doch ganz jugend, oder sündenfrei war es nicht, doch mehr wird Enzo nicht verraten.
Doch so langsam aber sicher, meldet sich sein schlechtes Gewissen, dass er sich doch zu Hause, bei seinen Eltern, aber allen voran bei Wyatt melden sollte. Immerhin hatte Wyatt sehr viel für ihn geopfert, ohne etwas dafür zu verlangen. Das wurde ihn erst mit den Jahren so deutlich bewusst, dass es von Enzo nicht die feine englische Art war, sang und klanglos von zu Hause zu verschwinden.
Zusammen mit Rian hatte er sich in Tampa ein Penthouse gekauft, welches über genug Platz verfügte, um das sie sich im Notfall, aus dem Weg gehen konnten, oder aber wenn sie eine Frau am Start hatten, was in letzter Zeit doch etwas häufiger vorkam, als er es gewohnt war. Enzo merkte, das etwas mit seinem best Buddy nicht stimmte, da dessen Verhalten ganz und gar nicht wie sonst immer war. Dem galt es nun ebenso auf den Grund zu gehen wie sich bei seiner Familie zu melden. Obwohl die Kommunikation sonst ihre stärke war, mangelte es ihnen derzeit wohl etwas daran.

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